Jan 19, 2022 Marcus Paula 1449times

Martin Rosemann im Gespräch mit Pflege-Auszubildenden

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Dr. Martin Rosemann im Gespräch mit Pflege-Auszubildenden des BSZ Dr. Martin Rosemann im Gespräch mit Pflege-Auszubildenden des BSZ

Der Bundestagsabgeordnete Dr. Martin Rosemann besuchte das Berufliche Schulzentrum Hechingen, denn er wollte wissen, wie es den Pflegerinnen und Pflegern in Ausbildung eigentlich geht. Die standen ihm bereitwillig Rede und Antwort.

Als die Corona-Pandemie begann, waren die Pflegeberufe und ihre Leistungen monatelang im Fokus der Berichterstattung. Mittlerweile ist es deutlich stiller um die Pflege geworden. Daher wollte Herr Rosemann direkt von Pflege-Auszubildenden in seinem Wahlkreis wissen, wie es ihnen geht und wie sie mit der momentanen Situation umgehen – nicht nur um seine Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen, sondern auch um Verbesserungswünsche nach Berlin mitnehmen zu können. Denn als Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales kann Herr Rosemann durchaus Einfluss auf die Arbeitsbedingungen in der Pflege nehmen. Sein Besuch galt einer Klasse der generalistischen Pflegeausbildung, die sich im zweiten Ausbildungsjahr befindet. Begleitet wurde er von Schulleiter Dr. Roland Plehn sowie dessen Stellvertreterin, Frau Schneider-Loye. Die Pflegelehrkräfte Michaela Eisele und Anja Kratschmer waren bei dem Austausch, um die Auszubildenden zu unterstützen, auch dabei, doch dies war gar nicht zwingend nötig. Denn die Auszubildenden hatten überhaupt keine Scheu, dem SPD-Abgeordneten von ihrer Ausbildung zu berichten.

Zu Beginn brachten viele zum Ausdruck, wie sehr ihnen der Beruf in Pflegeheimen, in der ambulanten Pflege und in Kliniken gefalle. Gerade in der Pflege älterer Menschen bekomme man so viel Positives zurück und erfahre viel Dankbarkeit, nicht nur von den Patienten selbst, sondern auf von deren Familien. Es sei eigentlich eine schöne und wichtige Aufgabe, Menschen auf ihrem letzten Lebensabschnitt zu begleiten. Aber nur eigentlich, denn die Auszubildenden machten deutlich, welche Probleme sie in der Pflegeausbildung sehen. Ein großes Problem sei die Anleitung in der Praxis, berichteten die Auszubildenden. Die für die Anleitung Verantwortlichen könnten vor allem aufgrund des Personalmangels und dem damit einhergehenden Zeitdruck oftmals ihren Aufgaben nicht nachkommen. Es gebe auch zu wenige anleitende Personen, unter anderem auch deshalb, weil diese selbst für die Kosten dieser Zusatzqualifikation aufkommen müssten. Eine Schülerin berichtete, sie sei praktisch seit Beginn ihrer Ausbildung ohne Praxis-Anleitung in ihrer Einrichtung tätig, stattdessen würden die Auszubildenden gleich als vollwertige Arbeitskräfte in den Dienstplan eingeteilt. Herr Rosemann konnte diese mangelnde Betreuung der Auszubildenden nicht nachvollziehen: „Dass es letztlich einen Kampf um die Fachkräfte gibt und diese gewissenhaft auf ihre Tätigkeiten vorbereitet werden müssen, scheinen viele Einrichtungen noch nicht verstanden zu haben“, sagte Herr Rosemann und unterstrich seine Einschätzung mit der hohen Abbrecherquote in der Pflegeausbildung, breche doch ein Drittel der Auszubildenden in der Pflege die Ausbildung ab.

Die Schülerinnen und Schüler sahen die Gründe hierfür nicht nur in Personal- und Zeitmangel sowie im bescheidenen Gehalt, sondern auch im schlechten Image, das Pflegeberufe in Deutschland haben. Die Pflege sei ein schöner und emotionaler Beruf, doch in der Öffentlichkeit werde er auf einfache und teils abstoßende Tätigkeiten reduziert. Die Image-Kampagne der letzten Bundesregierung, auf die Herr Rosemann verwies, war den Auszubildenden nicht bekannt. Daher regte Herr Rosemann an, die Auszubildenden könnten doch selbst Image-Filme drehen. Tatsächlich gebe es bereits fertige Image-Filme zur Pflegeausbildung im BSZ, doch diese hätte keine so große Reichweite, entgegneten die Auszubildenden. Herr Rosemann bat um Zusendung dieser Filme und sagte spontan zu, diese über seine verschiedenen Kanäle zu verbreiten. Auf ihre weitere Zukunft in der Pflege angesprochen, meinten viele Auszubildende, dass sie nach der Ausbildung schon in der Pflege weiterarbeiten wollten, doch es sei fraglich, ob dies lange sein werde, denn die Missstände seien auf Dauer nicht hinnehmbar. Die Pflege müsse unbedingt durch mehr Personal und Gehalt, bessere Rahmenbedingungen in der Ausbildung sowie durch ein positiveres Bild in der Öffentlichkeit attraktiver gemacht werden.
Herr Rosemann bedankte sich für die offenen Worte der Auszubildenden und lobte deren Engagement: „Nachdem ich gesehen habe, wie sehr sie sich für diesen tollen Beruf begeistern, werde ich wieder ein bisschen lieber alt.“

Last modified on Mittwoch, 09 Februar 2022 11:57